Der 5. Juni sollte der große Abend für die letzte Klappe des Capitanos Michael Ballack werden. Koby wollte seinen Beitrag leisten und lies sich über einen Mittelsmann eine Karte besorgen. Binnen eines Tages waren sämtliche 44.000 Karten vergriffen. Dank Überstundenabbau ging es gegen Nachmittag auch zu dritt auf die Autobahn Richtung Leipzig.
In den Tagen zuvor wurden
Stimmen laut, das Spiel solle angesichts der zweiten Jahrhundertflut innerhalb
von zehn Jahren doch bitte verschoben werden. (So schlimm das Ganze auch
ist, aber bei jeder Flut von Jahrhundertflut zu sprechen ist auch fragwürdig…)
Am Ende entschied man sich gegen eine Absage, um die Betroffenen etwas von den
Sorgen abzulenken und gleichzeitig etwas Geld für die Geschädigten zu sammeln.
Eine stolze Summe von 450.000 Euro kam zusammen. Nicht schlecht, wenn man
bedenkt, dass man im Vorfeld mit 100.000 Euro gerechnet hatte.
Das viele Wasser sorgte dann
im Tal der AhnunXlosen auch für die erste Kuriosität des Tages. Hochwassergaffer
bremsten auf der A4 so stark ab, dass es zehn Minuten lang zähflüssigen Verkehr
gab, schließlich mussten ja Fotos geschossen werden etc… Diese zeigten dann
aber einen Nebenarm bzw. ein FlutunXgebiet der Elbe, der eigentliche Fluss
wurde erst etwas später passiert, als bereits wieder beschleunigt wurde. Das
Tal der AhnunXlosen trägt seinen Namen ja nicht umsonst^^
Da dies die einzige Verzögerung
blieb, kam man gutgelaunt und zu einer guten Zeit in Leipzig an. Auf dem Weg zu
einem Stellplatz für Susi „gelbe Baleareninsel“ Sorglos fuhr man am
Logistikzentrum eines großen Internethändlers vorbei, in dem sicherlich mal
wieder gestreikt wurde. Da in unmittelbarer Stadionnähe sämtliche Parkplätze
wegen des Hochwassers gesperrt waren, hatte man sich zum Parken den S-Bahnhof
Sellerhausen auserkoren. Aufgrund der Kommunikation der gesperrten Parkplätze
ging man davon aus, dass man am HBF keinen Stellplatz mehr finden würde. Also
entschied man sich für den letzten S-Bahn-Zustieg vor dem HBF. Sellerhausen
liegt nicht zu weit weg, sodass man im schlimmsten Fall hätte rück zu sogar
laufen können. Außerdem liegt die Haltestelle noch innerhalb der Freie-Fahrt-für-Eintrittskarten-Besitzer-Zone.
Nach zahlreichen Ampeln und Umleitungen fuhr man an einem DB-Gelände vorbei. Dieses
sollte sich als Bahnhof herausstellen, was aber recht dürftig gekennzeichnet
war. Deswegen fuhr man zunäXt auch vorbei, entschied sich dann aber doch, in
der näXten Querstraße zu parken. Die (Kai-)Bülow-Straße bot außerdem Schutz
vorm OrdnunXamt, Stichwort Umweltzone. Schon das zweite Mal, nach Berlin…
Man ging dann zur Unterführung
und hielt vergeblich Ausschau nach einen Fahrplan. Als man gerade auf der
anderen Seite wieder hochwollte, kam ein Zug. „Hauptbahnhof“ schrie jemand und
schon spurtete man los. Kaum war man in der Bahn, fuhr diese auch schon los.
Timing ist eben alles. Am Bahnhof angekommen reihte man sich in die Schlange
zur Straßenbahn ein. Etwas schubsen hier, etwas warten da und schon stand man
unter den schwitzenden AXeln anderer Menschen in der Bahn. Nicht schön, aber zweckmäßig.
Am Sportforum stieg man aus
der Bahn und schlenderte über den herrlichen Festplatz zur Brausearena. Dort
roch es überall nach Holzkohlegrill. Herrlich. Die Würstchen schmeckten auch und
nachdem man eine Weile um das Stadion geschlendert war, begab man sich auf
Platzsuche.
Die Plätze waren zeitnah
gefunden, allerlei Krimskram lag auch schon bereit. Warum sie auf den
Einrittkarten jedoch als „Plätze mit Sichtbehinderung“ betitelt waren, weiß
kein Mensch… Johannes B. Kerner führt durch das Programm. Er holte jeden der
von Ballack eingeladenen Gäste einzeln aufs Spielfeld. Weltstars wie Didier
Drogba, Andrej Shevchenko, Lothar Matthäus, Bernd Schneider, Miroslav Klose,
Jose Mourinho, Rudi Völler und Michael Schumacher sorgten für die erste Gänsehaut
des Tages. Um die Fans noch einmal richtig zu pushen hatte man Madcon
einfliegen lassen, welche ziemlich rauschig waren.
Das Spiel unter der Leitung
von Bernd Heinemann (der eine Kamera für die Fernsehzuschauer trug) war ein
reines Spaßspiel, was man vor allem Didier Drogba ansehen konnte. Mit welcher
Leichtigkeit, Eleganz und Ballgefühl er immer wieder zum Tor zog, war
beeindruckend. Sehr gut harmonierte er mit Andre Schürrle. Ob es an der Aura
von Chelsea London lag, ist nicht übermittelt. Drogba war es auch, der sich von
einem Ordner den Ball zuwerfen lies, welcher anschließend völlig abdrehte, weil
er dem großen Didier Drogba den Ball reichen durfte.
Auch Carsten Jancker sorgte für
ein paar heitere Momente, als er erst fast eine Rudelbildung mit Jens Lehmann
auslöste und später aus dem Spiel heraus von der Werbebande grüßte. Michael
Ballack erzielte drei Tore und hatte sicherlich genau so viel Spaß an dem
Spiel, wie die Zuschauer. Hin und wieder war aber auch mal ein Pfiff zu hören.
Immer dann wenn Phillip Lahm am Ball war bzw. Jogi Löw auf der Leinwand
eingeblendet wurde.
Der unspektakuläre Abpfiff
von Bernd Heinemann ging vor lauter Feierei irgendwie unter. Erst nach und nach
realisierten Zuschauer, Spieler und Balle selbst, dass es nun vorbei war. Sämtliche
Akteure bildeten ein Spalier, durch das der Capitano mit seinen drei Kindern auf
die Ehrenrunde ging. Der emotionale Höhepunkt des Abend unterbrach die
Ehrenrunde. Seine enXten Familienangehörigen (Großeltern, Eltern, Kindern etc.)
hatten eine Videobotschaft zusammengestellt, welche seinen Weg vom kleinen
Michael aus Görlitz hin zum umjubelten Weltstar in London Revue passieren lies.
Spätestens jetzt flossen bei ihm Tränen, die bestimmt auch der ein oder andere
Zuschauer im Stadion oder am Bildschirm nicht mehr zurückhalten konnte.
Anschließend beendete er die Ehrenrunde und verabschiedete sich vom grünen
Rasen.
Als die meisten Fans bereits
gegangen waren und auch die Tornetze abgenommen wurden, starteten wir eine kleine
Fotosession. Wer weiß wie lange es noch dauert, bis man hier zu einem Auswärtsspiel
antreten muss… Wenn gleich es sicherlich schlechtere Stadien gibt.
Man teile sich noch eine
Currywurst und ein Bierchen, ehe man doch noch versuchte, den einen oder anderen
Akteur oder weniXtens einen der Stars auf der Tribüne aus der Nähe zu sehen. Am
VIP-Ausgang waren einige Leute versammelt, die aber statt Stars nur
Luxuskarossen mit Wolfsburger Kennzeichen vorbeifahren sahen. Auch wenn man
partout nicht gehen wollte, brach man kurz vor Mitternacht dann doch zur StraBa
auf. Die erste Bahn war auch gleich die Richtige, denn sie fuhr nach Paunsdorf.
Als man aus der Bahn stieg war man näher am Parkplatz als angenommen und so war
man keine drei Minuten später am Auto. Nach einer unspektakulären und
wildschweinfreien Heimfahrt mit Paule Kalkbrenner im Radio konnte man noch in
den Genuss von drei Stunden Schlaf kommen, ehe man auf Arbeit vom Erlebten
zu berichten hatte.